Science on the Spree 2024

Wie stoppen wir den tödlichen Rausch?

Videoaufzeichnung zum Event

Bei der zweiten Ausgabe von »Science on the Spree« haben Expert*innen aus Wissenschaft und Politik angesichts steigender drogenbedingter Todesfälle in Deutschland darüber gesprochen, wie eine zukunftsfähige, verantwortungsvolle Drogenpolitik gestaltet werden kann.

English version below

Wirksame politische Entscheidungen können nur auf der Grundlage fundierter Wissenschaft getroffen werden. Deshalb gibt Springer Nature Politiker*innen und renommierten Wissenschaftler*innen im Rahmen von Science on the Spree die Möglichkeit, sich über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu politischen Maßnahmen und Debatten auszutauschen. Ganz wichtig dabei: Das offene und transparente Format soll auch dazu beitragen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die politische Entscheidungsfindung zu erhöhen.

Nach dem erfolgreichen Auftakt im vergangenen Jahr ging Science on the Spree am 4. November 2024 im Rahmen der Berlin Science Week in die zweite Runde. Das Event brachte Mitglieder des Deutschen Bundestages, Simone Borchardt (CDU/CSU) und Linda Heitmann (Bündnis 90/Die Grünen), mit renommierten Wissenschaftler*innen zusammen: PD Dr. Robert Feustel (Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena), Prof. Dr. Benedikt Fischer (Faculty of Health Sciences, Simon Fraser University, Kanada) und Prof. Dr. Ursula Havemann-Reinecke (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen). Angesichts steigender drogenbedingter Todesfälle in Deutschland sowie der stetig wachsenden Anzahl neuer psychoaktiver Substanzen mit hohen, tödlichen Risiken diskutierten sie, wie eine zukunftsfähige und verantwortungsvolle Drogenpolitik gestaltet werden kann, die gesundheitliche und soziale Schäden minimiert und Betroffenen Hilfe bietet. 

Hier einige der wichtigsten Empfehlungen und Ergebnisse:

  1. Prävention und Aufklärung über Drogen sollten besser auf Zielgruppen zugeschnitten werden, vor allem auf vulnerable Gruppen wie etwa Kinder, Jugendliche oder Menschen mit familiärer Vorbelastung. 
  2. Der Ursprung von Suchtverhalten sollte stärker in den Vordergrund rücken und zielgruppenspezifisch adressiert werden. 
  3. Präventive sowie suchtpsychiatrische Beratungs- und Behandlungsangebote und Substitutionstherapien sollten gestärkt werden, insbesondere für Hochrisikokonsumenten. 
  4. Angebote für Konsumräume, saubere Spritzen und Naloxon-Programme zur Notfallbehandlung bei Überdosierungen sollten etabliert bzw. ausgebaut werden.
  5. Es sollten Strategien und Maßnahmen entwickelt werden, um einer möglichen Fentanyl-Krise vorzubeugen.

Hier geht es zum ausführlichen Fazit, verfasst von Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Annette Doerfel. Wenn Sie die Diskussion in voller Länge verfolgen möchten, können Sie sich auch die Aufzeichnung der Veranstaltung ansehen.

Vielen Dank an alle, die Science on the Spree auch in diesem Jahr zu einem solchen Erfolg gemacht haben. Ein besonderer Dank geht an Katharina Menne von Spektrum der Wissenschaft, die die Moderation der Podiumsdiskussion übernommen hat, sowie an die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, die uns bei der diesjährigen Veranstaltung unterstützt hat. 

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe!

Springer Nature Logo © Springer Nature

Spektrum der Wissenschaft Logo © Springer Nature

Berlin Science Week 2024 Logo


Panel bei Science on the Spree 2024 © Till Budde ©Till Budde 

Science on the Spree 2024: How do we stop fatal drug abuse?

At the second edition of Science on the Spree, experts from science and politics discussed how to shape a sustainable and responsible drug policy in light of the rising number of drug-related deaths in Germany. 

Effective policy decisions can only be made based on sound science. Springer Nature is, therefore, giving politicians and renowned scientists the opportunity to discuss the latest scientific findings and suitable political measures at its event series Science on the Spree. Importantly, the open and transparent format also aims to increase public trust in political decision-making.

Following last year's successful launch, Science on the Spree entered its second round on the 4th of November 2024, once again as part of Berlin Science Week. The event brought together members of the German Bundestag, Simone Borchardt (CDU/CSU) and Linda Heitmann (Alliance 90/The Greens), with renowned scientists: PD Dr Robert Feustel (Institute of Sociology, Friedrich Schiller University Jena), Prof Dr Benedikt Fischer (Faculty of Health Sciences, Simon Fraser University, Canada), and Prof Dr Ursula Havemann-Reinecke (Clinic for Psychiatry and Psychotherapy, University Medical Center Göttingen). In view of the rising number of drug-related deaths in Germany and the steadily growing number of new psychoactive substances with high, lethal risks, they discussed how to shape a sustainable and responsible drug policy that minimises health and social harms and provides help to those affected.

Here are some of the key recommendations and results:

  1. Prevention and education about drugs should be better tailored to target groups, especially vulnerable groups such as children, adolescents, or people with a family history of substance abuse.
  2. The origins of addictive behavior should be given greater prominence and be addressed in a targeted manner.
  3. Preventive and addiction-psychiatric counseling and treatment services, as well as substitution therapies, should be strengthened, especially for high-risk consumers.
  4. Offers of consumption rooms, clean syringes, and naloxone programmes for emergency treatment of overdoses should be established or expanded.
  5. Strategies and measures should be developed to prevent a potential fentanyl crisis.

Many thanks to everyone who made Science on the Spree such a success again this year. Special thanks go to Katharina Menne from Spektrum der Wissenschaft, who moderated the panel discussion, and to the Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (German Center for Addiction Issues), which supported us for this year's event.

We look forward to the next edition!
 

Sprecher*innen und Moderation

Foto von Simone Borchardt © Simone Borchardt

Foto von Linda Heitmann © Linda Heitmann

Foto von Robert Feustel © Robert Feustel

Simone Borchardt

Simone Borchardt ist Mitglied des Gesundheits- und Petitionsausschusses. Innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist sie unter anderem Berichterstatterin für Drogen- und Suchtpolitik, ärztliche Versorgung, Heil- und Hilfsmittelversorgung sowie Co-Vorsitzende in der Gruppe der Frauen. Vor ihrer Wahl in den 20. Deutschen Bundestag war Frau Borchardt über dreißig Jahre im deutschen Gesundheitswesen tätig, unter anderem bei einer großen Krankenkasse sowie als Geschäftsführerin einer Pflegeeinrichtung.


Linda Heitmann

Linda Heitmann wurde im September 2021 für den Wahlkreis Hamburg-Altona direkt in den Bundestag gewählt. Neben ihrer Rolle als grüne Sprecherin für Umwelt und Verbraucherschutz ist sie auch die grüne Berichterstatterin für Drogen- und Suchtpolitik, was sich gut anschließt an ihre langjährige Erfahrung als Geschäftsführerin der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V.

Robert Feustel

PD Dr. Robert Feustel, Politikwissenschaftler und Soziologe; wurde 2012 an der Universität Leipzig zu einer Kulturgeschichte des Rauschs seit der Renaissance promoviert; habilitierte sich im Fach Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einer Arbeit zur Genealogie des Informationsbegriffs. Er forscht und publiziert unter anderem zur Geschichte von Drogen, Rausch und Prohibition und ist Mitherausgeber des Handbuchs Drogen in sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Er lehrt und arbeitet in Jena und Leipzig.

Foto von Benedikt Fischer  © Benedikt Fischer

Foto von Ursula Havemann-Reinecke © Ursula Havemann-Reinecke

Foto von Katharina Menne © Fotostudio Jünger

Benedikt Fischer

Prof. Dr. Benedikt Fischer ist ein international führender Wissenschaftler auf dem Gebiet des Konsums psychoaktiver Substanzen, der öffentlichen Gesundheit und der Politikmaßnahmen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Regulierung von Cannabis und Opioiden sowie evidenzbasierte Interventionen zur Reduzierung gesundheitlicher und sozialer Probleme. 
Institutionelle Zugehörigkeiten: Faculty of Health Sciences, Simon Fraser University, Vancouver und Waypoint Research Institute, Penetanguishene (Kanada)

Ursula Havemann-Reinecke

Prof. Dr. Ursula Havemann-Reinecke ist Diplom-Biologin, Fachpharmakologin der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie und Toxikologie, Ärztin für Neurologie und Psychiatrie, Professorin für Psychiatrie. Sie war 13 Jahre am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin Göttingen in der Opioid-Forschung tätig, danach ca. 20 Jahre Oberärztin und Leiterin des Bereiches Suchtmedizin und Substitutionstherapie der Psychiatrischen Klinik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und ist dort seit 2020 Senior Scientist. Tätigkeiten u.a. in Fachverbänden wie DGPPN, DG-Sucht, TDM AG der AGNP (Therapeutisches Drug Monitoring in der Suchtmedizin), AWMF S3 Therapie-Leitlinien (Alkohol, Crystal Meth, Opioide, Cannabis, Medikamente). Sie ist u.a. Leiterin des Referates Abhängigkeitserkrankungen der DGPPN und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht).

Moderation: Katharina Menne

Katharina Menne studierte Deutsch, Physik und Biologie an der RWTH Aachen und ließ sich bei der »Aachener Zeitung« zur Redakteurin ausbilden. Bereits im Studium schrieb sie für die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«. Von 2019 bis 2022 arbeitete sie im Ressort Wissen der Wochenzeitung »Die ZEIT«, bevor sie zu »Spektrum der Wissenschaft« wechselte. Am liebsten berichtet sie über Themen rund um Biologie, Umweltforschung, KI und Quantenphysik.